Fünf Jahre sind seit meinem Blogbeitrag mit dem Titel „Klassentreffen“ vergangen, und das bedeutet: In diesem Jahr konnte unser Abiturjahrgang am Gymnasium Essen-Werden sein 25-jähriges Jubiläum begehen. Die Feier fand in der Kneipe eines Sportvereins statt, es wurde gegrillt, und der stimmungsvolle Abend hatte immerhin so viel mit Wein zu tun, dass ich hier mit konkretem Bezug davon berichten kann.
Gut 60 ehemalige Mitschülerinnen und Mitschüler (Letztere in der Mehrheit) – und damit fast die Hälfte der Jahrgangsstufe – waren erschienen; die meisten kamen aus der Region Rhein-Ruhr (von Essen bis nach Köln und an den Niederrhein), doch auch aus Fürth, Bremen, Berlin, Salzburg und London waren ehemalige Weggefährtinnen und -gefährten angereist, und ich war auch nicht der einzige aus dem Rhein-Main-Gebiet. Von Anfang an herrschte eine lebendige, zwanglose Atmosphäre; es ging darum, Gesichter mit Bildern aus der Erinnerung abzugleichen und ihnen dann auch noch Namen zuzuordnen, man befragte einander über die jeweiligen Lebensumstände, und es fanden sich stetig wechselnde Gesprächsgruppen zusammen, was den Abend ebenso abwechslungs- wie aufschlussreich gestaltete.
Ich wurde sehr schnell auf das Thema Wein reduziert – zum einen, weil ich ja medial in diesem Umfeld stattfinde und auffindbar bin, zum anderen, weil seit unserem letzten Treffen vor fünf Jahren mehrere Mitabiturientinnen und Mitabiturienten mit mir auf Facebook verbunden sind und miterleben, was bei mir so vor sich geht, und zum dritten, weil ich mich den Abend über an dem ausgeschenkten trockenen 2014er Liter-Weißburgunder vom Weingut Diehl aus der Pfalz (gelbfruchtig, zart pflanzlich-würzig) gütlich tat, der mit seiner unkomplizierten, äußerst zweckdienlichen, süffigen Art sehr gut trinkbar war. (Mehrfach wurde ich gefragt, wie ich ihn denn fände; fürs Protokoll: so.)
Das Thema Wein scheint eine gewisse Faszination auszuüben – was mich natürlich sehr freut –, denn ich wurde von verschiedenen Seiten auf meine Profession angesprochen und bekam fachliche Fragen gestellt. Besonders lange und intensiv unterhielt ich mich mit einem Professor für Strömungsmechanik, der sich sehr für Wein interessiert und mir berichtete, dass er in seinem Metier auch schon für Brauereien tätig gewesen sei. So erläuterte nicht nur ich viele Zusammenhänge aus dem Weinbereich, sondern lernte meinerseits in den diversen Gesprächen des Abends auch einiges über Physik, Orgelbau, Anatomie und Hühnerhaltung.
Es trafen so viele Berufswelten aufeinander – Lehrer, Ärzte, IT-Spezialisten, Musiker, Ingenieure, Wissenschaftler, Filmproduzenten, Juristen, Gastronomiefachleute, Fotografen, Designer, Altenpfleger und was-weiß-ich-noch-alles; und ich als Weinjournalist mittendrin. Aufregend! Natürlich ging es in den Unterhaltungen auch um Beziehungen, Ehen, Kinder, unsere ehemaligen Lehrerinnen und Lehrer und um Jahrgangsgenossinnen und -genossen, die an der Feier nicht teilnehmen konnten (oder wollten). Einige der Anwesenden waren tatsächlich jetzt erstmals seit 25 Jahren dabei!
Diesmal war ich wieder unter den Letzten, die gingen – gehen mussten, weil das Lokal zusperrte –, aber ich hatte noch gar nicht mit allen geredet, mit denen ich mich gern ausgetauscht hätte. So bleibt der Vorsatz, sich in fünf Jahren vielleicht schon nachmittags zu treffen – oder zwischenzeitlich Kontakte zu pflegen und sich in kleinerem Kreis, vorzugsweise regional, zu verabreden. In jedem Fall war auch dieses Abi-Treffen eine höchst gelungene Veranstaltung, und ich danke dem Organisationsteam noch einmal herzlich für die grandiose Vorbereitung. Bis zum 30-Jährigen – spätestens!
(Foto: Boris Bertram Photography, Köln)